Lars Wendt im Interview

Es sind nur noch 3 Heimspiele Am Hallo für die ETB Miners, bevor es in die Playoffs geht.

Wir hatten das Glück uns noch vor der heißen Phase mit dem Headcoach Lars Wendt auszutauschen und ihm einige Fragen zum bisherigen Verlauf der aktuellen Saison, seiner Einschätzung für die zukünftigen Partien und seiner Person, sowie seiner Arbeit bei den Miners stellen zu dürfen.

Viele Leute kennen dich “nur” als gut gekleideten Herren, mit gerne mal einem Knopf mehr offen am Hemd, der bei den Spielen der Miners an der Seitenlinie steht, Spielzüge ansagt, in den Timeouts auf der Taktiktafel skizziert und ungeschlagene Heimsiege feiert.

Lars Wendt ist aber eine Person die noch viel mehr ist als einfach nur der Headcoach des aktuellen Spitzenreiters der Regionalliga West.

Vielleicht kannst du unseren Lesern, die dich noch nicht zu gut kennen kurz erzählen, woher dein Bezug zum Basketball kommt, wie du zu den ETB Miners gekommen bist und warum du dich dazu entschlossen hast nach dem missglückten Playoff-Finale der Saison 2022/2023 ein weiteres Mal anzugreifen und das Ziel Aufstieg in die Pro-B erneut auszusprechen?

Lars: Als 10 Jähriger bin ich zusammen mit meinem Zwillingsbruder durch meinen älteren Bruder zum Basketball gekommen. Wir wollten schließlich genauso cool sein wie er! Danach folgten viele weitere Jahre, in denen ich als Profi u.a. in der ProA und BBL spielen durfte. 2018 verletzte ich mich leider so schwer, dass ein Weg zurück in den Profisport nicht mehr möglich war. Danach brauchte ich Abstand von Basketball – ich begann ein duales Studium, welches nun in den Endzügen ist. Eigentlich war eine Rückkehr zum Basketball nicht wirklich auf meinem Radar, doch zufälligerweise übernahm Raffi hier in Essen das sportliche Ruder. Wir kannten uns seit vielen Jahren, da ich für ihn in Schwelm und bis zu meiner Verletzung auf Schalke spielte. Er fragte mich, ob ich bereit sei, ein neues Kapitel als Co-Trainer von Dragan Torbica, welchen er als Headcoach verpflichtet hatte, aufzuschlagen und ich habe bis jetzt nicht bereut, dieses Angebot angenommen zu haben. Das Ende der letzten Saison war natürlich bitter, aber nachdem das Management mir signalisierte, mit mir weiter arbeiten zu wollen, brauchte ich nicht zu überlegen. Wir haben großartige und engagierte Leute im Verein, von den ehrenamtlichen Helfern über Sponsoren und Management: zusammen mit diesen Mensch ein Ziel zu verfolgen macht einfach Spaß!

Wenn du dir den aktuellen Kader im Vergleich zum Saisonstart anschaust hat sich doch einiges verändert. Spieler konnten aufgrund von privaten Angelegenheiten nicht weiter bei den Miners spielen, andere haben sich unerwartet einem anderen Verein angeschlossen und wiederum andere fallen langzeitkrank aus. Worin siehst du Vor- bzw. Nachteile im Vergleich zum Saisonstart? Ein Timothée Troussel und kürzlich auch ein Kevin Bryant sind ja erst verhältnismäßig spät dazugestoßen, zeigen aber von Spiel zu Spiel immer mehr wie wichtig sie für den Teamerfolg sind. Ist das Team so wie es jetzt zusammengestellt ist, das Team was dich gedanklich in die Pro B aufsteigen lässt, oder gibt es noch eine Personalie, die quasi das letzte Puzzleteil darstellen würde, um die Erfolgschancen zu erhöhen?

Lars: „Das waren schon wilde erste fünf Monate. Die Nachteile sind natürlich die ständige Unruhe, sowie das Durcheinanderwirbeln von Rollen. Ohne Raffis Kontakte, einem Quäntchen Glück und der Rückendeckung der Geschäftsführung hätten wir diese Spieler in der Art und Weise nicht ersetzen können. Der Vorteil: Wir konnten mit Timothée und Kevin Spieler finden, die uns qualitativ eine dringend benötigte Dimension geben, welche wir vorher nicht hatten. Außerdem wissen sie genau um ihre Rolle und können diese ausfüllen. Wir spielen einen effizienten Teambasketball, haben die meisten Vorlagen der Liga und werfen hochprozentig aus jeder Distanz. Wenn unsere Verletzten zurück sind, werden wir in der Rückrunde wieder mehr Fahrt aufnehmen können, um dann in den Playoffs – im Gegensatz zum letzten Jahr – unseren besten Basketball zu zeigen. Deshalb: Stand jetzt sind keine Nachverpflichtungen geplant, wir haben alle Puzzleteile zusammen, um aufzusteigen.“ 

Sollten Theorie und Praxis am Ende doch näher beisammen liegen, als es oft im Leben nicht der Fall ist und Essen wirklich aufsteigt, können die Miners Anhänger dann auch in 2024/25 in der Pro B mit Lars Wendt als Headcoach rechnen, wenn alle Parameter von Seiten des Managements stimmen?

Lars: “Im Herbst endet mein duales Studium und ich werde dann in Vollzeit berufstätig sein. Wenn mein Arbeitgeber damit einverstanden ist, würde ich gerne mit den Miners den Schritt in die ProB gehen. Es gibt noch viel Potenzial, welches an diesem Standort ausgereizt werden kann und es wäre spannend, an einer weiteren Professionalisierung mitzuarbeiten.“ 

Wenn man den Namen Lars Wendt als Basketballbegeisterter Mensch in Deutschland  liest oder hört ist der Name eines Basketball Urgesteins nicht weit weg. Die Rede ist von Raphael Wilder. Dennoch hast du in der Vergangenheit oft genug bewiesen, dass du sehr wohl auf stabilen eigenen Beinen stehst und es deine taktischen Entscheidungen sind, die neben der spielerischen Leistung zum Erfolg der Mannschaft beitragen. Wie empfindest du die Zusammenarbeit mit Raffi? Wie ist diese überhaupt entstanden und nervt es dich manchmal, wenn Kritiker trotz deines Erfolges als Coach in teilweise nicht immer ganz so qualifizierten Kommentaren andeuten, dass du in seinem Schatten stündest ?

Lars: “Wie diese entstanden ist, habe ich ja schon skizziert. Was klar ist: durch Raffi konnte ich sehr viel lernen und ohne ihn würde ich den Aufwand zeitlich gar nicht stemmen können. Ich bin dankbar, dass er mir diese Möglichkeit eröffnet hat, aus diesem Schatz an Erfahrung und Wissen schöpfen zu dürfen. Was ich an ihm schätze, sind seine Ehrlichkeit und die Offenheit, neue Sachen auszuprobieren und andere Perspektiven zu verstehen. Wir haben, so denke ich, einen guten Weg gefunden, um unsere jeweiligen Stärken für den Erfolg des Vereins einzusetzen und ich hoffe, dass Raffi und ich noch eine ganze Weile so zusammenarbeiten werden. Was manche Kommentare angeht: wenn sie mal zu mir oder uns vordringen, dann sorgen sie für Schmunzeln oder entlocken sogar ein Lachen ob der Absurdität. Also immer her damit, Lachen hält jung!“  

  

Nachdem das Pokalspiel gegen die RheinStars Köln aufgrund der Wetterverhältnisse kürzlich um eine Woche verschoben werden musste, stellt sich auch die Frage: Wie wichtig ist für dich der Erfolg im WBV Pokal?

Lars: “Ich finde, der Verband hat mit dem WBV Pokal einen Wettbewerb platziert, der dem Basketball im Westen eine abwechslungsreiche Plattform bietet. Er erinnert mich an den DBB Pokal, welcher den unterklassigen Teams die Möglichkeit gegeben hat, sich mit den Großen zu messen. Zwar sind die Überraschungen, im Gegensatz zum Fußball, geringer, aber es gibt sie, selbst wir hatten unsere Probleme. Der Aufstieg ist natürlich die Priorität Nummer eins, doch für uns ist es wichtig, mit zwei Titeln diese Saison zu beenden. Wir wollen Spaß haben – und Titel feiern bringt Spaß. Ganz einfach! 

Wenn du die Fähigkeit besitzen würdest eine Glaskugel, die in die Zukunft schauen kann zu beeinflussen, wie würde die nahe Zukunft von dir und den ETB Miners dann aussehen?

Lars: ”Dass wir in die ProB aufgestiegen sind und eine konstant vierstellige Zuschauerzahl generieren. Wir haben den Verein noch intensiver im Stadtgeschehen verankert, weitere Sponsoren hinzugewonnen und unsere Strukturen verbessert. Sportlich konnten wir den einen oder anderen interessanten Jugendspieler aus dem Metropol Projekt integrieren und den Stamm unserer Mannschaft behalten, sodass eine tiefere Identifikation stattfinden konnte. Schnell gesagt: Essen steht wieder für attraktiven Bundesligabasketball und einen lebendigen Verein, der für möglichst viele Essener ein wichtiger Teil ihres Soziallebens ist. Und: das Maskottchen habe ich vergessen! Wir haben wieder ein Maskottchen! 😉

Hast du noch etwas, was du den Fans und Supportern mitteilen möchtest, für das kein Platz in deinen Mikrowellengrüßen zum neuen Jahr war?

Lars: “Zuerst möchte ich mich bei allen Fans und Unterstützern für ihre Energie und Leidenschaft bedanken. Wir geben alles, um den Erfolg sicherzustellen und allen einen guten Abend am Hallo zu bescheren (außer den Gegnern). Langsam kommen wir in die heiße Phase der Saison, das Team ist zuhause noch ungeschlagen und hätte es sich verdient, vor vollen Rängen zu spielen. Nehmt eure Familien und Freunde mit und lasst uns gemeinsam Basketballfeste aus den verbleibenden Heimspielen machen!

Vielen Dank für deine Zeit und das nette Gespräch. Wir und das gesamte Team im Hintergrund, drücken dir und der Mannschaft natürlich die Daumen für die kommenden Spiel und wünschen euch den maximalen Erfolg, den es braucht, um nächste Saison  in der Pro B zu spielen.

Lars:“Vielen Dank!“

Foto: Marcel Rotzoll

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